Die Donau hatte um 1801 zwischen Wolterdingen und Immendingen noch zahlreiche Schlingen, auch wenn man davon auszugehen kann, dass auch zu dieser Zeit an der einen oder anderen Stelle eingegriffen worden war. Flüsse mit mäandrierendem Verlauf können in unseren Landschaften praktisch nicht mehr in ihren ursprünglichen Zustand versetzt werden.
Karte von 1884
Auf der Karte findet man die südöstliche Schlinge bereits "abgehängt".
Luftbild um 2013*
Wo die Schlingen nicht überbaut sind, kann man noch Spuren des alten Verlaufs entdecken. So paust sich die nordwestliche Schlinge mit braunen Bodenfarben durch den Ackeraufwuchs hindurch. Die östliche, bereits 1884 "abgehängte" Schlinge, stellt sich als Gehölzbestand dar.
Die Umgestaltungen von 200 Jahren können nicht mehr rückgängig gemacht, der alte Verlauf ist nicht mehr herzustellen. Trotzdem können Veränderungen der Gewässerstruktur und Zulassen von Eigenentwicklung zu einer erheblichen Aufwertung für Natur- und Artenschutz führen.
Im wesentlichen wurden dabei unter anderem folgende Maßnahmen geplant und umgesetzt:
- Dem Fluss auf langer Strecke so viel Raum wie möglich geben
- Uferbefestigungen mit großen Steinen ausbauen
- Schluffig-sandige Deckschichten bis auf Mittelwasser-Niveau großflächig abräumen
- Einbau verschiedener Buhnen zur Veränderung der Strömungswirkung vor allem bei Hochwasserabfluß
- gezielte Kiesdepots einbauen, die bei Hochwasser von der Strömung verdriftet werden
- Buhnen in ingenieurbiologischer Bauweise mit Steinen und Holzstämmen kombiniert einbauen, um durch den Aufwuchs der Weiden zusätzliche Strömungslenkung zu erzielen
- Eigenentwicklung durch punktuellen Einbau verschiedener ingenieurbiologischer Elemente fördern.
Nicht zuletzt wurde darauf geachtet, dass die Umgestaltungsstrecke über Radwege an den Naherholungsraum um Donaueschingen angebunden wurde.
April 2014: Wo möglich, Bäume und Sträucher stehen lassen und schluffig-sandige Deckschichten abräumen!
Auf der Fläche wurden Senken geschaffen und Kiesdepots angelegt. Mit Baumstümpfen wurden zusätzliche Strukturelemente geschaffen.
August 2016: Vegetation (unter den Gehölzen vor allem Weiden) hat die Geschiebeflächen mit den Kiesdepots erobert.
Bei Hochwasser wird Feinmaterial abgelagert und die ursprünglich mageren Flächen zusätzlich gedüngt.
September 2013: Steinbuhnen mit Weidenbesatz kombiniert. Die Weiden wurden nicht nur in Form dünner Ruten eingebaut, sondern mitsamt ihrer langen Stämme. Auch diese treiben rasch aus.
Die Bäume wachsen sich in kurzer Zeit als massives Hindernis im Querschnitt aus und drängen die Strömung bei Hochwasser an das gegenüberliegende Ufer und trägt so wesentlich zur Flußdynamik bei.
April 2014: Senkrecht zum Ufer eingebaute "Weiden-Traversen" sind Grundstock für Ufergehölzbestände.
August 2016: Die Weiden haben ausgetrieben, sichern die Berme und sind Teil des Biber-Speisezettels.
April 2014: Berme mit Weiden-Traverse an anderem Donau-Abschnitt.
August 2016: Hin und wieder will die Natur nicht so wie der Planer.
Die Donau hat mit ihren Hochwässern die Berme weggeschwemmt und dafür eine Geschiebeinsel neu aufgeschüttet.
Auch recht so!
Lange vor uns war der "ecosystem engineer" Biber im Gebiet!
Wir können planen wie wir wollen: Organismen wie der Biber aber auch Weiden und andere Pflanzen werden die natürliche Entwicklung des 1.200-Meter-Lauf wesentlich beeinflussen.
* Luftbild-Grundlage: Daten aus dem Umweltinformationssystem (UIS) der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW)
Unser Part: Genehmigungsplanung, Ausschreibung, ingenieurbiologische Bauleitung
Kontakt
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