Sanierung von Hochwasserschäden in Oppenau

Nach dem Wassergesetz von Baden-Württemberg sollen Schäden, die bei Hochwasserereignissen entstanden sind, nicht mehr saniert werden, sondern der Eigenentwicklung des Gewässers überlassen bleiben.

In vielen Fällen ist dies jedoch nicht möglich, da durch eine ungehinderte „Eigenentwicklung“ Straßen, Gebäude oder andere Werte gefährdet sind. Soweit in solchen Fällen möglich, sind bei der Sanierung naturnahe Bauweisen einzusetzen, wie sie die Ingenieurbiologie bietet.

 

Am 27. Juni 1994 fielen auf der Gemarkung der Stadt Oppenau im oberen Renchtal innerhalb von zweieinhalb Stunden rund 170 mm Niederschlag (mittlerer Jahresniederschlag ca. 1.000 mm). Praktisch alle Bäche auf der Gemarkung waren stark erodiert.

Die Bäche wurden durchweg mit naturnahen (ingenieurbiologischen) Bauweisen saniert. Steine wurden nur in geringem Umfang eingesetzt. Als Haupt-„Baustoffe“ wurden Nadelbäume als Rauhbäume, Rundholz für Rauhpackwerke, Nadelholzreisig als Decklage und vor allem lebende Pflanzen verwendet, da letztere eine optimale Ufersicherung gewährleisten. Eingesetzt wurden Steckhölzer von Strauchweiden (Salix triandra, S. viminalis und S. purpurea) sowie bewurzelte Gehölze, vor allem Schwarzerle, Esche und Hasel.

Die Holz-Baustoffe wurden von den örtliche Landwirten geliefert, die auch beim Einbau der ingenieurbiologischen Bauwerke beteiligt waren.

Die Planung technischer Bauwerke lag bei einem Ingenieurbüro für Bauwesen, die ingenieurbiologische Planung sowie fachliche Bauleitung hat unser Büro durchgeführt. Grundlage für die Sanierung waren Gewässerentwicklungspläne für alle Bäche, die von uns erstellt wurden.

Die Bauarbeiten erstreckten sich über die Jahre 1995-1997.

Durch Hangdruckwasser war die Böschung instabil geworden. Es entstand ein typischer Böschungsbruch. Der Böschungsfuß wurde durch den Bach zusätzlich erodiert. Die Ausbuchtung wurde mit einem Kolkschutz gesichert, indem Haselruten senkrecht zur künftigen Uferlinie verlegt wurden. Die Enden der Haselruten reichen bis in den Sohlbereich

Entlang der künftigen Uferlinie wurde zudem ein Rauhbaum eingebaut, der mit Weiden besteckt worden ist.

In die Böschung wurde eine Filterschicht aus Granit-Schroppen eingebaut, die dann mit einer Oberboden-Abdeckung wieder neu profiliert und mit Strauchweiden besteckt wurde.

Drei Monate nach der Sanierung ist die Böschung mit Weiden völlig verwachsen.

Entlang der Uferlinie verwirbeln Weidenruten und Rauhbaum anströmendes Hochwasser und bieten so einen ausreichenden Schutz gegen Erosion.

Juni 1994
Juni 1994

Die Sohle wurde beim Katastrophen-Hochwasser Ende Juni 1994 teilweise bis auf das anstehende Gestein ausgeräumt. Vorher waren am Ufer keine Gehölze vorhanden. Bei einem Hochwasser im April 1994 waren bereits starke Uferschäden entstanden. Diese Schadstellen waren Angriffspunkte für das Hochwasser im Juni.

Die Sohle im Abschnitt oberhalb der Rampe wurde nur mit Steinen stabilisiert. Teilweise wurden größerer Querriegel gebaut, hinter denen sich Geschiebe ablagern kann. Die Querriegel wurden mit Gehölzen eingebunden.

 Februar 1995
Februar 1995

Oktober 1994

Länger andauernde Niederschläge auf eine vorhandene Schneedecke lösten das erste (kleinere) Hochwasser aus. Die wenige Tage vorher fertig gestellten Bauwerke haben dieses Hochwasser ohne Schaden überstanden. Der Böschungsfuß aus Rauhbäumen bzw. Rauh-Packwerken war unbeschädigt. Die offenen Bodenoberflächen oberhalb des Böschungsfußes wurden durch die Reisig-Spreitlagen gut geschützt.

Openau September 1995
Openau September 1995

September 1995

Die Uferbepflanzung mit Weiden-Steckhölzern sowie bewurzelten Bäumen (Schwarzerle und Esche) und Sträuchern (Hasel) haben sich gut entwickelt. Die vorher vorhandene Betonbrücke wurde durch eine Furt ersetzt. Im Sohlbereich konnten sich während der Zeit mit niedrigem Wasserstand krautige Pflanzen etablieren. 

 

September 2018

Nach über 20 Jahren sind die Ufer verwachsen. Die Weiden, Haseln und Schwarzerlen wurden zwischenzeitlich auf den Stock gesetzt, um eine zu starke Beschattung der angrenzenden Grünlandflächen zu minimieren.

 

 

 

 

September 2018